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100 Jahre Amateurfunk
Den 18. April 2013 hat die International Amateur Radio Union (IARU) zum
Welt-Amateurfunktag ausgerufen. Der Amateurfunk betritt in diesen Tagen sein
zweites Jahrhundert - auch als bewährtes Mittel der Krisen-Kommunikation: Wo
Strom-, Mobilfunk- und Telefonnetze ausfallen, hat sich der Amateurfunk auf
Kurzwelle und UKW oft schon als einzig verbleibendes Mittel herausgestellt,
Hilfe anzufordern und zu koordinieren. Als die RMS Titanic 1912 sank, hätte
eine bessere Kommunikation die Zahl der Opfer deutlich senken können. In den
USA führte das zum Radio Act of 1912, der "private Funkstationen" auf
Wellenlängen unterhalb von 200 m (über 1,5 MHz) verwies und so den Amateurfunk
im Kurzwellen-Bereich initiierte.
Im Mai 2012 führten Funkamateure in Norditalien nach einem schweren Erdbeben Notfunkbetrieb durch, bis die kommerziellen Netze provisorisch wieder hergestellt waren. Im Dezember 2011 waren 270.000 Schweden nach dem Sturmtief Dagmar von der Außenwelt abgeschnitten; Funkamateure koordinierten die Hilfe. Ähnliches geschah zuvor im März 2011 nach dem schweren Tsunami in Japan, der zu einem weiträumigen Ausfall der Infrastruktur geführt hatte, ebenso im Januar 2010 nach einem Erdbeben auf Haiti.
Funkamateure
sind Funk-Interessierte, die ihr technisches und funkbetriebliches Wissen im
Rahmen einer Lizenzprüfung bei der zuständigen Behörde (in Deutschland ist das
die Bundesnetzagentur) nachgewiesen haben und dafür ein weltweit eindeutiges
Rufzeichen erhalten [im Bild: A71EM in Qatar]. Der Amateurfunkdienst ist
ein internationaler öffentlicher Funkdienst, der von Funkamateuren
untereinander zu experimentellen und technisch-wissenschaftlichen Studien, zur
eigenen Weiterbildung, zur Völkerverständigung und zur Unterstützung von
Hilfsaktionen in Not- und Katastrophenfällen wahrgenommen wird. In Deutschland
gibt es derzeit etwa 70.000 Funkamateure, weltweit rund zwei Millionen.
Auch in Petershausen gibt es mehrere aktive Funkamateure - meist unschwer zu erkennen an den "seltsamen" Antennen-Gebilden auf Dächern oder auf Masten im Garten. Trotz der nur sporadischen Aussendungen sind sie bei einer Sendeleistung von mehr als 10 Watt (typisch sind auf Kurzwelle 100 W) verpflichtet, bei der Bundesnetzagentur mit Berechnungen nachzuweisen, dass die zulässigen Strahlungswerte auch im Nahfeld eingehalten werden.
In den letzten Jahren ist der Kurzwellen-Empfang insbesondere in dichter besiedelten Gegenden allerdings immer schwieriger geworden, da zahlreiche Geräte als unerwünschte Nebenwirkung eine breitbandige elektromagnetische Strahlung verursachen, wie etwa Plasma-Fernsehgeräte (die zum Glück gerade wieder aus der Mode kommen), Powerline-Netzwerkadapter (die Daten über Stromleitungen übertragen, PLAN/DLAN) oder auch schlecht entstörte Netzteile von Computern und anderen Geräten. Zudem setzen die Armeen einiger Staaten ein sog. Überhorizont-Radar ein, das die auf der Reflexion an der Ionosphäre basierende Fern-Ausbreitung nutzt und mit sehr hohen Feldstärken oft größere Kurzwellen-Bereiche unbrauchbar macht. Der Faszination am weltweiten Funk tut das dennoch keinen Abbruch.
Von Herwig Feichtinger, 12.04.13
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