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Widersprüchliche Inzidenzwerte
Seit März 2020 veröffentlichen wir hier auf Petershausen mobil die Zahl der Neuinfektionen mit dem Corona-Virus. Die Zahlen für den Landkreis Dachau basieren dabei auf den täglich um 16:30 vom »Landratsamt (LRA) bzw. Gesundheitsamt ermittelten Werten.

Vergleicht man diese mit den Zahlen des »Robert-Koch-Instituts (RKI) von 00:00, die für die Politik seit 01.12.20 allein maßgeblich sind, oder auch mit jenen des »Landesamts für Gesundheit und Lebensmittel-Sicherheit (LGL), so stellt man dabei ganz erstaunliche Unter­schiede fest, insbesondere beim Vergleich der sog. 7-Tage-Inzidenz.

Corona-VirusDamit bezeichnet man einen Wert, der das Infektionsge­schehen der Landkreise und kreisfreien Städte ver­gleichbar machen soll: Er errechnet sich aus den Neu­infek­tionen der letzten 7 Tage je 100.000 Einwohner. Beispiel:

Am 26.11.20 betrug die bisherige Gesamtzahl der Corona-Infektionen im Landkreis Dachau 3086. Bis zum 03.12.20 stieg sie auf 3437, das ergibt 351 Neuinfektionen in diesen 7 Tagen. Der Landkreis hat rund 155.000 Einwohner. Die auf 100.000 Einwohner normierte 7-Tage-Inzidenz ist also 351 / 155.000 * 100.000 = 226,54.

Wenige Stunden später, am 04.12.20 um 08:00, meldet das LGL für den Landkreis Dachau nur 3316 Infektionen bisher und eine Inzidenz von nur 162,04. Für die vergangenen 7 Tage werden 251 statt 351 Neuinfektionen gemeldet, eine viel niedrigere Zahl.

Das RKI zeigt dagegen am 04.12.20 um 00:00 mit der gewohnten Übermittlungs-Verzögerung 3406 Infektionen bisher und 310 neue in 7 Tagen an; es errechnet daraus den offiziellen Inzidenzwert von 200,1.

Da wiederholte Erklärungsversuche für diese von vielen Bürgerinnen und Bürgern nachgefragten Diskrepanzen nicht wirklich Licht ins Dunkel brachten, stellte das Landratsamt am 01.12.20 die Veröffentlichung des Inzidenzwerts ganz ein und beschränkt sich nun auf die reinen Fall­zahlen. Zu den unterschiedlichen Werten schreibt Landrat Stefan Löwl: "Warum das so ist, kann ich im Detail leider nicht erklären. Es gibt unter­schiedliche Stichzeiten, und die Erfassungen sind beim LGL bzw. RKI - insbesondere an Wochen­enden - auch nicht tagesaktuell."

Das alles wäre nicht so schlimm, hätten sich Bund und Länder nicht darauf geeinigt, dass ab einer Inzidenz von 200 besonders strenge Maßnahmen greifen sollen, z.B. Wechsel­unterricht an Schulen; auch Ladenschließungen sind dann denkbar.

Was die Geschichte noch undurchsichtiger macht, ist die Tatsache, dass in der Grafik des Landratsamts Infektionszahlen vorangegangener Tage nachträglich geändert werden. So wurden für den 30.11.20 bis 02.12.20 ursprünglich als Zahlen 3275, 3318, 3376 genannt. In der Grafik erscheinen am 04.12.20 für diese Tage aber nun die Werte 3286, 3323, 3391.

Die Diskrepanzen in den veröffentlichten Fall- und Inzidenzzahlen könnten Betrachter zur Aussage verführen, die Statistiken seien, wenn nicht gefälscht, dann doch mindestens un­glaubwürdig. Daran sollten die Verantwortlichen unbedingt arbeiten.

Von Herwig Feichtinger, 04.12.20


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