Startseite Archiv Suche Kontakt
Recycling: Gern, aber wie?
Es ist Samstagvormittag und ich stehe wieder mal mit meinen verschiedenen
Verpackungen ziemlich hilflos vor den vielen Behältern am Recyclinghof. Um
eines vorweg zu nehmen: Ich weiß auch, dass das beste Recycling die Vermeidung
von Verpackung ist. Aber wenn man für eine ganze Woche oder länger einkaufen
muss, ist die verpackte "Frischware" nun mal diejenige mit einem Verpackungs-
oder Verfallsdatum drauf. Außerdem stehen nur dort auch die Nährmittel-Angaben,
auf die ich sehr viel Wert lege.
Ach wie
schön war es doch, als ich nur Altglas nach Farben sortieren musste und der
Rest in die gelbe Tonne kam. Aber ich möchte mich ja umweltgerecht verhalten,
also ganz korrekt trennen. Ich frage mich allerdings, was das hilft, wenn in
die verschiedenen, sehr differenziert beschriebenen Behälter falsch eingeworfen
wird. Werden die Fehler von einer Maschine oder vielleicht einem Mitarbeiter
korrigiert? Oder wird sowieso irgendwann wieder alles zusammengeworfen und man
hat uns einfach nur mal üben lassen wollen?!
Ich habe an unserem Recyclinghof die Auswahl zwischen Hohlkörper (das ist leicht!), Papierverbund (z.B. Tetrapack) - das geht auch noch, aber was ist mit den Plastik-Drehverschlüssen? Plastikverbund - das sind womöglich auch die Deckel von den Tetrapack-Verpackungen, Folie, Styropor (sehr leicht, weil es absolut sauber sein soll - hab ich eigentlich nie), Alu und Behälter, z.B. Joghurtbecher. Reines Aluminium lässt sich leicht biegen und bleibt dann so, habe ich gelernt. Aber die meisten Abdeckungen der Becher biegen sich wieder zurück! Auch die ziemlich wahrscheinlich mit Alu beschichteten Verpackungen für "Natural Chips" oder Hunde-Zahnpflege-Sticks. Die sind wohl dann Plastikverbund. Oder doch Alu - mit Plastik beschichtet. Und die Verpackung vom Fairtrade-Kaffee - ob die auch Plastikverbund ist? Das wäre aber ziemlich wenig ökologisch!
Jetzt zu den "Joghurtbechern". Die habe ich sehr selten. Dafür habe ich viele andere Behälter und Becher, z.B. für Bio-Sahne. Die sind jetzt aus Kunststoff, haben aber einen Pappumschlag. Muss der erst ab?
Und zur "Folie": Das sind zum einen die Schutzfolien von großen Verpackungen, bei denen man so schön Knallerbse spielen kann, wenn man die Luftpolsterblasen mit dem Fingernagel kaputt macht. Und dann die Folien, die um Obst und Gemüse gewickelt sind. Und die Folie um die aufgeschnittene Melone vom Markt - die aber auch, wenn sie klebrig ist? Die durchsichtigen Schalen vom Matjeshering oder Ziegenfrischkäse - sind die nun Folie, weil im Prinzip das gleiche Material, oder sind das Becher?
Und wie ist das mit den Hundefutterdosen? Die Schalen sind Alu. Und die Dosen sind Dosen - ganz einfach. Wenn aber die Deckel mit Werbung und Erklärungen beschriftet und bemalt ist, ist das doch aufgespritzt. Aus was ist denn die Farbe eigentlich? Darf der Deckel tatsächlich auch mit zu Alu und Dosen? Ich hab mal eine Vorlesung mit Seminar in Entscheidungstheorie gehabt. Das nützt aber hier auch nichts.
Neulich habe ich alle meine Aludeckel versehentlich in die Joghurtbecher-Abteilung getan - das war eine Sauerei, bis die alle wieder draußen waren! Also zuerst zum Wertstoffhof und dann einkaufen, das geht überhaupt nicht. Danach ist erst mal Duschen angesagt.
Falls Sie irgendwann mal im Wertstoffhof eine Person mit zerrauften Haaren und verwirrtem Gesichtsausdruck treffen, Arme und Oberkörper mit Essensresten verklebt, bin das bestimmt ich. Sprechen Sie mich dann lieber nicht an, nehmen sie mir nur vorsichtig meine Tüten ab und führen sie mich raus aus diesem Refugium. Auf einem Stuhl sitzend ins Wasser der vorbeifließenden Glonn glotzend erhole mich bestimmt irgendwann wieder.
Von Christa Jürgensonn, 28.06.17
Die letzten fünf vorherigen Beiträge: