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Photovoltaik-Pläne in Ziegelberg
Die Firma GP Joule, die bereits in Weichs eine Freiflächen-Solaranlage plant,
will nun auch im Gemeindegebiet Petershausen zwischen Lindach und Ziegelberg
Strom aus Sonnenenergie erzeugen. Der Gemeinderat beschloss am
29.04.21 einstimmig - auch mit den Stimmen
der drei Ziegelberger Mitglieder - die Aufnahme der Bauleitplanung dafür. Die
Anlage könnte somit noch 2022 fertig werden.
Die geplante Photovoltaik-Anlage ist unabhängig von einer Förderung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG): Der produzierte Strom soll über einen Stromliefervertrag direkt vermarktet werden. Um eine maximale Wertschöpfung für die Region zu erreichen, wird der Vertrag vorzugsweise mit regionalen Abnehmern geschlossen. Auf der Planungsfläche kann ein Solarpark mit mindestens 16 MWp Leistung (Megawatt Peak) errichtet werden. Damit können jährlich über 17 Mio. kWh Strom vor Ort erzeugt werden, womit rechnerisch rund 4900 Haushalte mit Ökostrom versorgt werden können.
Die Module werden mittels Leichtmetallkonstruktion aufgeständert. Die Höhe der Gesamtanlage beträgt maximal 3 m. Die Finanzierung könnte über die Bürgerenergie-Genossenschaft HaPeVi (Haimhausen-Petershausen-Vierkirchen) mit Nachrangdarlehen erfolgen.
Wie bei solchen Projekten kaum anders zu erwarten, scheint sich bei einigen Anwohnern reflexartig Widerstand zu regen. Dabei werden die wildesten Argumente vorgebracht - bis hin zur Gefahr von Windhosen, die angeblich aufgrund von Temperatur-Differenzen nahe der Anlage aus dem Nichts entstehen könnten. Bei anderen Anlagen wurde dies allerdings nie beobachtet, ebenso wie eine von manchen befürchtete "Hitzeglocke", die in Richtung bebauter Gebiete ziehen könnte - ein Schlagwort, das erst kürzlich von den Medien im Zusammenhang mit hohen Temperaturen an der Westküste Nordamerikas benutzt wurde und jetzt hier dankbar aufgegriffen wird.
Auch wird je nach Sonnenstand eine Blendwirkung des Solarfeldes befürchtet. Das Ziel bei PV-Modulen ist natürlich, möglichst viel Licht einzufangen und nur wenig zurückzustrahlen, um einen hohen Wirkungsgrad zu erzielen. Üblich ist längst eine Anti-Reflex-Beschichtung.
Das oft vorgebrachte Argument, dass eine landwirtschaftliche Nutzung des kostbaren Ackerbodens viel effektiver und sinnvoller sei als Photovoltaik, läuft ins Leere, wenn man weiß, dass einerseits auf dem Grünland unterhalb der aufgeständerten Module Schafe weiden können. Und dieselbe Fläche liefert mit PV mindestens den 25-fachen Energieertrag gegenüber einer Biogas-Gewinnung aus Mais. Derzeit werden auf dem Feld übrigens Zuckerrüben und Mais angebaut.
Wer schon länger in Petershausen wohnt, dem kommt der Protest wie ein Déjà-vu vor: Im Jahr 2009 war eine Photovoltaik-Freiflächenanlage nahe dem Ortsteil Kollbach projektiert worden. Der Widerstand von Anwohnern führte schließlich zu einem Bürgerentscheid, bei dem sich eine Mehrheit gegen eine Verkleinerung von 25 ha auf 5 ha aussprach. Die Anlage wurde letztlich aber doch nicht gebaut, weil sich nach dem langen Hin und Her die Rahmenbedingungen geändert hatten.
Heute führen die jüngsten Hochwasser-Katastrophen in Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und im Berchtesgadener Land drastisch vor Augen, wie dringend erforderlich es ist, dem Klimawandel entgegenzuwirken und Energie ohne CO2-Ausstoß zu erzeugen. Die Klimatologin Friederike Otto ("Wütendes Wetter") belegt mit ihrer Attributions-Forschung den direkten Zusammenhang solcher Wetterereignisse mit globalen Klimaveränderungen. Kaum jemand außerhalb der AfD bezweifelt das hierzulande noch, selbst jene Politiker nicht, die sich früher eher ambivalent dazu äußerten. Gemäß dem Sankt-Florians-Prinzip zu argumentieren, wir haben ja gar nichts gegen Photovoltaik, nur in unserer Nachbarschaft sollte sie bitte nicht sein, hilft da nicht weiter.
Von Herwig Feichtinger, 19.07.21
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