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Enttäuschende Kandidaten
Es ist ein Trauerspiel, wie wenig unsere fünf Bürgermeister-Kandidaten auf große
Kreise der Bevölkerung einzugehen wissen, die seit Jahren daran arbeiten, dass
in Petershausen und Umgebung dem Klimawandel wenigstens ein bisschen
entgegengetreten werden kann.
2010
war das Bürgerbegehren gegen eine 32 ha große Freiflächen-Photovoltaikanlage
oberhalb von Kollbach/Weißling von einer wesentlich größeren Schar von Bürgern
zurückgewiesen worden. Die Genehmigung für die zuletzt auf 20 ha reduzierte
Fläche war vom damaligen Bürgermeister Fuchs so lange hinausgezögert worden,
dass der Investor wegen zwischenzeitlich zurückgeschraubter Einspeisevergütungen
einen Rückzieher machte.
Nicht viel besser erging es der Radwege-Bürgerwerkstatt. 2007 beschloss der Gemeinderat auf Antrag der SPD einen eintägigen Workshop unter professioneller Anleitung, an dem über 100 Bürger teilnahmen, die Vorschläge für Radwege in und um Petershausen erarbeiteten. In der folgenden Gemeinderatssitzung wurde das Ergebnis angenommen und Bürgermeister Fuchs versprach die erste Realisierung "noch in diesem Jahr". Leider passierte absolut nichts.
Später gründete sich die "Bürgerwerkstatt Mobilität", die nach wie vor mit wechselnder Besetzung vieler Bürger Gefahrenstellen auf Petershausener Gemeindegebiet findet und gemeinsam mit Bürgermeister Fath nach Lösungen sucht, manchmal auch erfolgreich. Die Leute würden gern ungefährdet zu Fuß oder per Rad unterwegs sein, leider geht es zumeist immer noch um die Privilegierung von Kfz, deren Parkbedarf und Durchgangsverkehr.
Auf Antrag der Agenda-21-Gruppe beschloss der Gemeinderat 2011, ein Klimaschutz-Leitbild von Gemeindeverwaltung, Bürgervertretungen und Bürgern unter professioneller Anleitung erarbeiten zu lassen, woraufhin nach dem Einführungs-Samstag mit über 150 Teilnehmern mindestens fünfzig Bürger in vier verschiedenen Projektgruppen monatelang auftragsgemäß ihre Ausführungen erarbeiteten, um sie dann wieder auf 10 Seiten kürzen zu müssen. Im Sommer 2012 wurde das so angefertigte Leitbild mit seinen dort genannten Maßnahmen vom Gemeinderat beschlossen.
Um die Leitbildziele und -maßnahmen bei Bürgern und Gemeinderäten nicht verloren gehen zu lassen, gründete sich 2013 das "Energieforum Petershausen e.V.", das seitdem immer wieder neue Ideen erarbeitet, um Wissen weiterzugeben und Akzeptanz bei den Bürgern für Maßnahmen für den Klimaschutz zu erreichen.
Die wenigsten der Aktiven machen dies aus persönlicher Betroffenheit in eigener Sache, sondern weil sie um die Wichtigkeit wissen, dass sich alle Mitmenschen hier einbringen müssen, um auch tatsächlich etwas zu erreichen.
Auch
wenn das Kommunalunternehmen Petershausen (KUP) durch weitere Investitionen in
eine Freiflächen-Photovoltaik-Anlage in Ellingen, also vor anderer Leute
Haustüren, den momentanen Strombedarf der Petershausener Bürger inklusiver aller
öffentlichen Anlagen - allerdings nur bei Sonnenschein - abdeckt, brauchen wir
weitere Energiequellen, die auch die Abend- und Nachtstunden und vor allem
Verbrennungs-Motoren und Wärmeerzeugung mit Öl oder Gas mit einbeziehen bzw.
ersetzen können. "Klimaneutral" sind wir bisher also noch lange nicht!
Wenn bei der Podiumsdiskussion der Bürgermeister-Kandidaten am 06.02.20 die Fragen aus dem Publikum nach einem geplanten Maßnahmenpaket in Sachen Energieversorgung und Klimaschutz sowie nach einer Verkehrswende gestellt werden und der eine Kandidat Energie sparen und ein bisschen Wasserkraft will, der andere das Anlegen von Blühstreifen um riesige Maisfelder für genug hält, und der amtierende Bürgermeister konstatiert, dass "man nichts machen kann, wenn der Bürger nicht will", wird hier massiv Bürgerwille missachtet und alle Anstrengungen von Ehrenamtlichen in den letzten zehn Jahren als pures Freizeitvergnügen von ein paar Spinnern abgetan.
Und ich empfinde es als ausgesprochen peinlich, dass der Begriff »Klimanotstand und sein Zweck offensichtlich keinem der fünf Kandidaten auf dem Podium bekannt waren.
Von Christa Jürgensonn, 08.02.20
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