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Walter Brachtel verstorben
Noch
nicht einmal 70jährig ist am 12.01.20 Walter Brachtel nach kurzer Krankheit von
allen unerwartet gestorben. Nur ein gutes Jahr vorher war seine Frau Anna von
ihrem langen Leiden durch den Tod erlöst worden. Walter hatte sie mehrere Jahre
lang aufopfernd gepflegt und begleitet. 35 Jahre waren die beiden verheiratet;
ihre drei Kinder wuchsen in dem 50er-Jahre-Einfamilienhaus mit großem Garten in
Petershausen auf. Dieses Haus in seiner Ursprünglichkeit zu erhalten, war
Walter sehr wichtig.
Seine Liebe galt auch der Natur und möglichst großer Einfachheit: Er wollte den Dingen immer auf den Grund gehen, befasste sich mit Fragen nach seiner familiären Vergangenheit und der gesellschaftlichen Entwicklung allgemein. Er wollte nie im Vordergrund stehen und war bereit, alles zu geben, auch an Freunde aus der Nachbarschaft und der Musik.
Die Musik war seine große Leidenschaft. Schon als Kind in Hof, wo er am 28.01.1950 geboren wurde, lernte er Cello beim Vater und spielte als Jugendlicher im Orchester mit. Er studierte dann in München Cello bei Walter Reichardt, später auch bei Janos Starker und Antonio Janigro. Anschließend folgte ein Kammermusik- und Dirigierstudium bei Kurt Stiehler, Rudolf Hindemith und Rudolf Kolisch.
Ab 1975 war er Cellist im Münchner Rundfunkorchester, ab 2015 viel beschäftigter Pensionär. Er spielte auch gern mit Laien zusammen und verhalf ihnen zu guten Aufführungen. Zuletzt leitete er das Zither-Orchester München-Pasing. Bei den Münchner Konzertschrammeln spielte er auch Klavier. Er war Mitbegründer des Athenaeum-Streichquartetts, des Johann-Strauß-Ensembles, Wien-bleibt-Wien, des Albana-Celloquartetts, des Trio Nuovo Augsburg und des Mar-Cello-Ensembles. Er gab auch Solokonzerte mit Gambe und Barockcello, war Kursleiter an der Schönberg-Schule und machte Jugendarbeit im Rundfunkorchester.
Er war von Anfang an Mitglied im Kammerorchester Petershausen und spielte zuletzt als Solist bei den Feierlichkeiten zum Varennes-Jubiläum im Mai 2018 in Petershausen Stücke auf seinem Cello, die er selbst passend arrangiert hatte. Über 700 eigene Arrangements und Kompositionen gehören zu seinem Lebenswerk, die auch archiviert wurden. Walter Brachtel suchte und fand immer wieder verschollene Kompositionen aus den 20er- und 30er-Jahren, die er so bearbeitete, dass sie für unterschiedliche Besetzungen spielbar waren. Auch das persönliche Schicksal und Umfeld der Komponisten erforschte er, um es zu dokumentieren.
Einige dieser Stücke kamen beim Seelengottesdienst am 18.01.20 durch ein Streicher-Ensemble mit Rundfunkmusikern zur Aufführung, was der großen Trauergemeinde ein wenig Trost spenden konnte.
Mit Walter Brachtel verlieren wir einen Menschen, der für seine Familie, seine Freunde und vor allem für die Musik vielleicht nie zu ersetzen sein wird.
Von Christa Jürgensonn, 19.01.20
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