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Technologieoffenheit - eine Mär
Ist Wasserstoff innerhalb der nächsten paar Jahre, in denen wir laut Pariser Klimaabkommen unseren CO2-Ausstoß drastisch verringern müssen, eine echte Alternative? Wird Wasserstoff aus erneuerbarer Energie überhaupt so kurzfristig in den notwendigen Mengen zur Verfügung stehen, um einen nennenswerten Anteil von Autos und Heizungen damit zu betreiben? Können wir dank E-Fuel, also künstlich hergestelltem Kraftstoff, weiterhin Verbrenner-Fahrzeuge fahren?

Das Schlagwort Technologieoffenheit wird von bestimmten politischen Kreisen als Synonym für "Weiter so" benutzt: Wir müssen im Moment nichts ändern, so wird argumentiert. Gut, der Klimawandel ist inzwischen kaum noch zu leugnen. Aber es sei falsch, jetzt überschnell E-Autos oder Wärmepumpen mehr oder weniger zwangsweise einzuführen, Technologien, die morgen womöglich schon veraltet sein könnten. Mit "morgen" ist dabei allerdings ein Zeitraum von mehreren Jahrzehnten gemeint, auch wenn das so offen nie gesagt wird. Und diese Zeit haben wir einfach nicht, weil wir bisher viel zu lange geschlafen haben.

E-Fuels, die den weiteren Betrieb von Verbrennermotoren in Kraftfahrzeugen oder Flugzeugen rechtfertigen sollen, weisen eine extrem ungünstige Energiebilanz auf, sie liegt typisch zwischen 10 % und 35 %. Selbst dann, wenn die nötige Energie vollständig aus erneuerbaren Quellen gewonnen wird, wäre es viel effizienter, mit dem verwendeten Strom eine Batterie aufzuladen und Elektromotoren damit anzutreiben, statt E-Fuels daraus zu erzeugen und diese dann zu verbrennen. Abgesehen davon ist mindestens innerhalb der nächsten Jahre ohnehin nicht mit einer großtechnischen Produktion zu rechnen.

Wasserstoff ist dank seiner Speicherfähigkeit natürlich verlockend, und bei der Verbrennung entsteht nur Wasser. Allerdings sind die bisherigen Erdgasnetze nur sehr begrenzt dafür geeignet. Wasserstoff-Moleküle sind sehr klein und diffundieren leicht durch Rohrleitungen und Abdichtungen. Außerdem sind die heutigen Gasheizungen für Wasserstoff leider ungeeignet, nur ein paar Prozent H2-Beimengung zum Erdgas ist unbedenklich. Wasserstoff ist zudem sehr leicht: Das Volumen der für Erdgas ausgelegten unterirdischen Speicher in Deutschland reicht bei weitem nicht für eine energetisch äquivalente Menge an Wasserstoff. Das Volumen müsste für dieselbe Energiemenge  mindestens verdoppelt werden.

WKA im Bau
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Durch eine langjährige Verhinderungspolitik insbesondere bei der Windkraft in Bayern gibt es zudem den für die Wasserstoff-Erzeugung notwendigen Überschuss an elektrischer Energie auch in den nächsten Jahren regional absehbar nicht, und selbst der Bau einer Nord-Süd-Stromtrasse für die reichlich vorhandene Windkraft von der Nordsee geht nicht von heute auf morgen. Zu lange wurde das absehbar Notwendige aus Angst vor einzelnen Wählergruppen blockiert.

Denjenigen, die der Atomkraft nachtrauern, sei gesagt, dass bei realistischer Betrachtung der Gesamtkosten - von der Uranherstellung (übrigens überwiegend in Russland!) bis zur Atommüll-Endlagerung und dem irgendwann fälligen Rückbau der Reaktoren - diese Art der Energieerzeugung niemals wirklich konkurrenzfähig war: Wenn man Atomkraftwerke nicht primär für die Plutonium-Gewinnung zum Bau von Atombomben braucht, rechnen sie sich nicht.

Die sagenhafte Kernfusion wird, wenn überhaupt, auch in den nächsten 20 Jahren nicht in einem nennenswerten Ausmaß verfügbar sein. Es bleibt uns also gar nichts anderes übrig, als den dank E-Mobilität und Wärmepumpen steigenden Stromverbrauch durch Sonne und Wind zu decken und dabei auch Speichermöglichkeiten zu nutzen. Die Wasserkraft ist dagegen weitgehend ausgereizt, eine wesentliche Steigerung ist bei ihr nicht mehr möglich.

In Petershausen hat der Gemeinderat im März zwar Kriterien für geeignete Windkraft-Standorte festgelegt und damit gleichzeitig auch drei Konzentrationsflächen definiert, aber eine Standortsicherung der Grundstücke etwa durch den Eigenbetrieb der Gemeinde Petershausen (EGP), der einen Windpark selbst betreiben könnte, ist bis heute nicht erfolgt.

Von Herwig Feichtinger, 22.05.23


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