X   
Petershausen

Petershausen mobil

Das Petershausen-Blog

Startseite Archiv Suche Kontakt

Asylbewerber schon im Juni?
Am Mittwoch, den 20.05.15, war der Landrat in unserer Gemeinde: Er wollte persönlich mit den Bürgern Kontakt aufnehmen und darum bitten, die bereits Ende Juni erwarteten 75 Asylbewerber freundlich zu empfangen. Stefan Löwl hatte nicht nur sein geballtes Wissen mitgebracht, das er dosiert und abwechslungsreich unter die aufmerksamen Zuhörer brachte, sondern auch seinen Mitarbeiter Thomas Hillmeier aus der LRA-Abteilung II, Soziales und Kommunales. Die Zuhörer fühlten sich spätestens am Ende der Veranstaltung informiert und werden hoffentlich unseren neuen Mitbürgern positiv entgegen treten.

Christa JürgensonnBis Ende dieses Jahres müssen wir hier im Kreis Dachau etwa 1400 Flüchtlinge aufnehmen, die Asyl beantragt haben. Nach ihrem 1-3 Wochen dauernden Aufenthalt im Erstaufnahmelager in München werden sie in ganz Deutschland, Bayern und Oberbayern verteilt.

In Petershausen wird wohl noch in den Pfingstferien ein Container-Dorf neben dem Recyclinghof am Heimweg mit drei Moduleinheiten für je 25 Personen entstehen, die pro Einheit einen Sanitär-, einen Küchen- und einen Gemeinschaftsblock erhalten. Nach der Aufstellung dauern Anschluss und Einrichtung der Container mit einer minimalen Grundausstattung zum Schlafen, Kochen und Essen eine weitere Woche. Wir werden eine Ganztagsstelle für einen "Kümmerer" erhalten, das ist ein Hausmeister mit sprachlichen und sozialen Kompetenzen, so dass von Anfang an eine Kontaktperson für die Ankömmlinge da sein wird.

Dieser Kümmerer wird gemeinsam mit Helga Zull von der Gemeindeverwaltung mit dem sich bereits gegründeten Helferkreis und hoffentlich vielen weiteren Helfern dafür sorgen, dass die Menschen möglichst viel von uns erhalten, was sie zum Leben hier so schnell wie möglich brauchen: weitere Bettwäsche, Töpfe, Kleidung, Teppiche (sie leben in Blechcontainern) u.a., aber vor allem Deutschkenntnisse und Einladungen zu Veranstaltungen, vielleicht gemeinsames Musizieren und Kochen - aber unbedingt auch Hilfe bei Behördengängen und Arztbesuchen.

Viele von den Angekommenen werden jedoch nicht bleiben dürfen: Mehr als die Hälfte müssen wieder in ihr Heimatland zurück, manche nach 3 Wochen, manche aber erst nach über einem Jahr. Sie wussten das vorher, trotzdem haben sie diesen Schritt gemacht und werden weiter alles tun, um hier bleiben zu können. Denn in ihrer alten Heimat sehen sie keine Perspektive für ein menschengerechtes Leben. Egal, ob die Menschen auf lange Zeit hier bleiben und später Arbeit und Wohnung suchen und finden müssen oder ob sie bald wieder weg müssen: Unsere Hilfe für sie muss Hilfe zur Selbsthilfe sein, damit sich nicht als Außenseiter und sich möglichst gut akzeptiert fühlen.

Zunächst suchen die Asylbewerber regelmäßig Kontakt zu ihren Verwandten in der Heimat. "Deshalb haben sie auf ihrer Flucht vielleicht alles hergegeben, aber nie ihr Handy", beschrieb der Landrat ihre Situation. Die meisten haben bereits einen Handy-Vertrag in der Tasche, wenn sie bei uns ankommen, und viele kommen deshalb in finanzielle Schwierigkeiten! Sie wünschen sich nun ein kostenloses WLAN, um per E-Mail weiter Kontakt zu finden - hier aber ist Vorsicht geboten, denn die Haftungsfrage (sog. Störerhaftung bei Missbrauch) ist bisher nicht geklärt. Aber Zugang zum Web ist unbedingt anzustreben, allerdings mit möglichst günstiger finanzieller Beteiligung und persönlicher Verantwortung (Unterschrift/Vertrag) der Nutzer.

Schon deshalb sollte sich der Helferkreis vor allem auf diejenigen konzentrieren, die eine Chance auf Anerkennung haben. Die bei der Gemeinde registrierten Helfer sind über die "Bayerische Ehrenamtsversicherung" versichert. Bei Rückfragen steht Frau Zull zur Verfügung. Sie kann auch über den Ausgleich von Ausgaben des Helferkreises entscheiden, denn es gibt geringe finanzielle Mittel dazu. Die Asylbewerber dürfen innerhalb der ersten drei Monate Arbeiten auf kommunaler Ebene oder gemeinnützigem Bereich leisten, ab dem vierten Monat stehen sie dem freien Arbeitsmarkt zur Verfügung. Das Landratsamt ist übrigens bestrebt, für die Stellen der "Kümmerer" anerkannte Asylanten zu gewinnen, denn nach einem Asylverfahren kennen diese sich gut mit deutschen Behörden aus.

Alle Asylbewerber wurden bei der Erstaufnahme-Prozedur medizinisch untersucht und ggf. behandelt. Wenn sie zu uns kommen, haben sie dann noch Anspruch auf eine "Notfallbehandlung". Dazu haben die Asylbewerber eine Art Krankenschein, den sie dem Arzt geben. Dieser entscheidet dann, ob es sich um einen Notfall handelt. Nicht nur bei Sprachschwierigkeiten sollte hier ein Helfer mit beim Arztgespräch dabei sein.

Hilfsgaben sollten möglichst nicht persönlich, sondern über den Helferkreis bzw. Frau Zull gewährt werden. Ein Sammellager für Fahrräder, Wäsche, Geschirr usw. wird am Heimweg im "Rauch-Stadl" eingerichtet. Bei allen Fragen wenden Sie sich bitte an Frau Zull. Die Sozialberatung der Dachauer Caritas ist darüber hinaus der kompetenteste Ansprechpartner. Dort gibt es auch Schulungen und Antworten auf alle denkbaren Fragen.

Von Christa Jürgensonn, 24.05.15

Update 13.06.15: Inzwischen hat das Landratsamt angekündigt, dass die Container in Petershausen wohl erst ab Ende Juli beziehbar sein werden.


Die letzten fünf vorherigen Beiträge:

> Informationen für Asylhelfer

> Was brauchen Asylbewerber?

> Lärmaktionsplanung der Bahn

> Bürgerwerkstatt Mobilität

> Energiedialog in Petershausen?