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Der grüne Riese
Vor vielen Jahren habe ich mich im Alleingang mit einer Kamera vor das alte giftgrüne Bahnhofsgebäude gestellt und mir in den Kopf gesetzt, diesen ersten Eindruck von Petershausen für viele Reisende und Pendler von einem Schandfleck zu einem Wahrzeichen zu machen. Ich kann heute nicht mehr sagen, woher dieser unbändige Eifer und Ehrgeiz gekommen ist, dennoch möchte ich keine Sekunde davon missen.

Bahnhof
[BAHNorama-Video]
Während gleichaltrige Freunde und Bekannte auf Partys rannten, saß ich an der Planung von Konzepten und Videos, um meinem Gedanken näher zu kommen. Jedem Bürger zu vermitteln, dass nur gemeinsam etwas bewegt werden kann und es nicht reicht, unzufrieden mit der Situation zu sein, sah ich seinerzeit als meine Aufgabe. Viele, fast jeder hat damals zu mir gesagt, ich solle nicht so naiv und kindisch sein: ''Reißt es ab, das hässliche grüne Ding!'' Ich solle mich da nicht in etwas verrennen, das unmöglich ist. An dieser Stelle möchte ich sagen, das für mich "unmöglich" nicht zählt: Die vielen Menschen mit ihrem spöttischen Lächeln, mir und meinen Plan gegenüber, waren nur noch mehr ein Antrieb in die richtige Richtung. Tag für Tag habe ich E-Mails geschickt, Telefonate in alle Richtungen geführt und dabei sicher den ein oder anderen zum Verzweifeln gebracht. Meinen Dank an Herrn Ersten Bürgermeister Günter Fuchs - trotz täglichem Telefon-Terror blieb er stets freundlich, bestimmt und realistisch.

Für mich war nach zwei Jahren und drei Zeitungsartikeln, einer Filmvorführung auf der Kurzfilm-Nacht in Pfaffenhofen und vielen Gesprächen mit Gemeinderäten wie Elisabeth Kraus und Gabriel Fehrenbach ein Punkt erreicht, an dem mir klar wurde, dass ich weiterziehen muss, denn ein Schlüssel-Erlebnis wurde für mich zum vorzeitigen Aus für die ganze Aktion. In einer Gemeinderatssitzung, die ich besuchte, wurde über einen Fahrradweg von Petershausen nach Jetzendorf gesprochen. Dieser Punkt wird seit 1984 immer und immer wieder verschoben. Ich dachte, dass es ein Fehler im Datum sei und fragte einen älteren Herren neben mir, ob ich mich verhört habe. ''Doch, doch, mein Junge, seit 27 Jahren reden die darüber." Es traf mich wie ein Schlag, sollte ich fast zwei Jahre meines Lebens damit verschwendet haben, ein Projekt voran zu treiben, das, wenn überhaupt, erst frühestens zu meinem 60. Geburtstag realisiert werden kann? Der Plan des Fahrradweges ist älter als ich selbst. Empört stand ich auf und verließ fluchtartig die Sitzung.

Wenige Zeit später wurde das Gebäude von der Gemeinde zum Verkauf angeboten und von einem mutigen Investor erworben. Schon bald begann die erste Planung in alle möglichen Richtungen. Heute sehen wir, dass etwas trotz vieler Blockaden von allen erdenklichen Seiten durch das Durchsetzungs-Vermögen von vielen engagierten Helfern, Investoren und Realisten auch ohne die Hilfe der eigentlich Verantwortlichen, zu einem erfolgreichen Projekt werden kann. Aber ohne Felix Bader als Investor und Andreas Kulle in beratender Funktion wären all unsere Ideen nicht zustande gekommen. Auch wenn auf dem Weg dahin immer wieder Menschen auftauchten, die der Meinung waren, einen aufwecken zu müssen, ist es immer wert geblieben, einem Traum zu folgen.

Ich kann mich an einen Samstag erinnern, an dem Gabriel Fehrenbach, damals noch Gemeinderatsmitglied, mich zu sich nach Hause einlud, um über mein noch junges Konzept-Projekt BAHNorama zu sprechen. Wir hatten ein kurzes, aber angeregtes Gespräch, bei dem mir suggeriert wurde, dass für uns beide der gleiche Nenner getroffen ist. Leider musste ich feststellen, dass eben solche Befürworter wegen lückenhafter Information zu Steinen auf dem Weg werden können. Nachdem vor wenigen Wochen viele erste Arbeiten am Bahnhof erledigt wurden und weitere in Planung gingen, wurde ich plötzlich von Seiten des Bauausschusses gestoppt: Die eingereichten Pläne seien nicht so wie gefordert. Eine große Gastronomie war der Wunsch.

Ich muss fragen, von wem dieser Wunsch ausgeht, denn wenn wir unseren ehemaligen und jetzt auch neuen Schmiedwirt, die vielen Bewohner Petershausens und die unzähligen Pendler befragen, sieht die Antwort gegenüber der einiger Gemeinderäte ganz anders aus. Ein Cafe, eine kleine gemütliche Gaststätte, Übernachtungs-Möglichkeiten und vor allem eine frische Farbe sind gewünscht. Weit über zwei Monate lag das ganze Vorhaben still und ich muss ehrlich sagen, dass in diesen Monaten meine Entscheidung, die eingeschlafene und sich in kleinlichem Hickhack untereinander blockierende Gemeinde Petershausen zu verlassen, gefallen ist. Wenn nicht endlich Mut für Veränderung, Kreativität, Fortschritt und frischen Wind Einzug hält, sehe ich auch in naher Zukunft keine Möglichkeit, sicher mit dem Fahrrad von Petershausen nach Jetzendorf zu kommen. Junge Menschen werden diesen Ort verlassen - ganz nach dem Motto: Endstation Petershausen, bitte alles aussteigen, und wenn ihr hier bleibt, schlaft`ne Nacht im neuen, alten grünen Riesen.

Von Marcel Faupel, 16.07.12


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