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50 Jahre Musikzentrum Petershausen
Als Eugen Tluck - bis zum Renteneintritt Mitglied des BR-Rundfunkorchesters an
der Bratsche - vor über 50 Jahren nach Petershausen kam, fand er zwar einiges an
kulturellem Leben vor, vermisste aber eine Einrichtung, wo vor allem den Kindern
ein aktiver Zugang zu Musik gezeigt wurde. Als guter Kontaktpfleger konnte er
erreichen, dass er bereits im Oktober 1975 im Gartenhäuschen von Georg Müller -
heute Ehrenmitglied des Kulturförderkreises e.V. - am südlichen Ortsrand drei
Räume nutzen konnte, wo 16 Kinder im Alter von 6 und 7 Jahren unterrichtet
wurden.

Nach und
nach gewann Eugen Tluck unterschiedliche Lehrkräfte, was die weitere Ausbildung
der Kinder an verschiedenen Instrumenten ermöglichte, nämlich Klavier, Geige,
Bratsche, Gitarre, Hackbrett, Block- und Querflöte, Akkordeon und Trompete. Die
alten Räume, bald als Bongo-Häuschen bezeichnet, wurden zu klein. 1979 stellte
Bürgermeister Rädler dem Musikzentrum Räume im alten Pertrichhof zur Verfügung,
wo den mittlerweile 7 Lehrkräften und 100 Schülerinnen und Schülern auch im
angrenzenden Festsaal Aufführungen ermöglicht wurden, was gern und oft
angenommen wurde.
Bereits vier Jahre später erfolgte der Umzug in das alte Schulgebäude. Hier war zunächst viel Platz, bis auch die Gemeindeverwaltung mehr benötigte und die Musikschule verdrängen musste. Nach 30 Jahren in diesen Räumen wechselte man nun in Räume der Grundschule und man hofft, dort als Teil der Schule bleiben zu können.
Eugen Tlucks weit reichende, immer ehrenamtliche Bemühungen zugunsten eines freien Verbandes privater Musiklehrer und -Lehrerinnen, der 2003 in den Kulturförderkreis e.V. integriert wurde, erwiesen sich als außerordentlich nachhaltig: Zur festen Besetzung des von ihm gegründeten Kammerorchesters gehören viele ehemalige Schüler und Schülerinnen. Damit fällt Petershausen eine wichtige Rolle im Landkreis Dachau zu: Außer in Karlsfeld gibt es hier sonst keine Musikschule!
Musikalische Früherziehung und Instrumentalausbildung war das eine Standbein des Musikzentrums. Das andere war die Gründung verschiedener Musikgruppen, zunächst aus den Reihen des Lehrkörpers - neben dem Kammerorchester, das seit 1980 regelmäßig Auftritte in und außerhalb des Landkreises Dachau mit klassischen Werken gestaltet und die bereits 1978 gegründete Prielbergmusi mit bayerischer Volksmusik - beides durch Eugen Tluck. Auch das Akkordeonorchester SWS - Gründung durch Silvia und Wolfgang Schmiedl - besteht schon seit 1980 mit seinem breiten Repertoire aus allen Musikrichtungen und -Epochen, unter heutiger Leitung von Gisela Bradl. Außerdem gibt es seit 2019 das "Saitenorchester Swinging Strings" (Gründung und Leitung durch Ilona Seidl) und verschiedene Volksmusikformationen, wie die "Saitenzupfa" und das Gesangsduo "AZUR".
Fast alle Formationen mit aktiven und ehemaligen Schülern und Schülerinnen sowie Lehrkräften waren zur Feierstunde des 50. Geburtstages auf der Bühne versammelt. Sie spielten und sangen allein und mit unterschiedlicher Begleitung Kompositionen aus dem 17. Jahrhundert bis hin zu modernen Interpretationen aus Hair, König der Löwen und Starlight Express. Zwei junge Gesangssolisten, Katharina Meidinger und Jonas Wittmer, konnten immer wieder brillieren. Außerdem spielten Anja Czak Solovioline, Nick Becker Solo-Saxophon, Anna Nam-Winkler am Klavier und vierhändig beim Bolero von Maurice Ravel zusammen mit Angela Grau. Eugen Tluck erzählte viele musikalische Erlebnisse aus 50 Jahren, illustriert von einer Diashow von Anfang bis Ende des Abends.
Eine große Überraschung war der Auftritt des Kinderchores unter Leitung von Ursula Joachim - denn eigentlich gibt es in Petershausen leider zur Zeit keinen Chor für Kinder im Kindergarten- oder auch Grundschulalter. Aufmerksam und mit großer Freude sangen die 2- bis 6-Jährigen lautstark die beiden 50 Jahre alten Kompositionen von Eugen Tluck, "Bongohäuschen-Song" und "Glonntalmelodie", waren aber auch gut vorbereitet und immer genau in der Zeit als Backgroundchor bei den Musical-Songs und vielem anderem mehr zu hören. Hoffentlich kann der Kinderchor zu einer bleibenden Einrichtung bei uns werden, denn die Freude beim Musizieren kann nicht früh genug anfangen.
Von Christa Jürgensonn, 10.11.25
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