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Hochwasser und die Ursachen
1891 stellte der deutsche Meteorologe Wilhelm Jacob van Bebber fest, dass die
Zugbahnen der Tiefdruckgebiete über Europa zyklischen Schwankungen unterliegen.
Er nummerierte die häufigsten Zugbahnen mit den römischen Ziffern I bis V, wobei
bis heute bei den Meteorologen in Mitteleuropa vor allem die Zugbahn Vb ein
Begriff ist (gesprochen "fünf B").
Vb-Tiefs sind Tiefdruckgebiete, die üblicherweise von der Adria nordwärts über Österreich und Ungarn nach Tschechien und Polen ziehen. Sie sind oft mit kräftigem Dauerregen im Sommer beziehungsweise Schneefall im Winter verbunden. Ursache dafür ist, dass diese Tiefs südlich der Alpen meist feuchte Warmluft vom Mittelmeer in ihre Zirkulation einbeziehen und nach Norden transportieren, wodurch der in der Luft enthaltene Wasserdampf kondensiert und als Niederschlag ausfällt.
In der
Vergangenheit wurden schon häufig intensive Vb-Tiefs beobachtet. Einige waren
mit katastrophalen Auswirkungen verbunden, wie das Oder-Hochwasser 1997, das an
Elbe und Donau im August 2002 sowie in jüngster Zeit auch das Hochwasser in
Süddeutschland Anfang Juni 2024 (davon war auch Petershausen schwer betroffen)
und das nur wenig später Mitte September 2024 im südöstlichen Deutschland, in
Österreich, Tschechien, Polen und Rumänien.
Dass dabei die Abstände immer kürzer werden, ist kein Zufall. Die Wassertemperatur im Mittelmeer erreicht immer neue Höchststände: Im August 2024 wurden an der Wasseroberfläche im Mittel 29,9° gemessen - so viel wie nie zuvor. Das Mittelmeer wird vom Weltklimarat inzwischen als "Hotspot" des Klimawandels bezeichnet. In einzelnen Gebieten wie Ägypten, Korsika und Monaco wurden sogar 30° überschritten. Abgesehen davon, dass diese Temperaturen zu einem beschleunigten Artensterben führen, erhöhen sie auch die Verdunstung, die besonders bei Vb-Wetterlagen zu drastisch erhöhten Niederschlägen führt: Pro Grad Celsius Erwärmung verdunstet etwa 7 % mehr Wasser.
Verursacht
werden die steigenden Temperaturen nach einhelliger Meinung von Wissenschaftlern
durch den CO2-Anstieg in der Atmosphäre. Er wird von der
Keeling-Kurve veranschaulicht, dem globalen Konzentrationsverlauf von
Kohlenstoffdioxid in der Erdatmosphäre, gemessen seit 1958 am Mauna Loa auf
Hawaii. Der Zeitraum von 2022 bis 2024 zeigt den größten 2-Jahres-Anstieg
bisher.
Es ist leider wohl absehbar, dass es nicht gelingen wird, die weitere Erwärmung von Luft und Wasser spürbar zu reduzieren. Zu gering ist die Akzeptanz der dazu erforderlichen Maßnahmen in Bevölkerung und Politik. Wir müssen uns also wohl oder übel darauf einstellen, dass Ausmaß und Häufigkeit von Hochwasser-Ereignissen weiterhin zunehmen.
Von Herwig Feichtinger, 16.09.24
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