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Sonne, Wind, Atom
Rund um Petershausen sind mehrere große Photovoltaik-Freiflächenanlagen in Planung - bei Lindach und Sollern sowie beim Gewerbegebiet Eheäcker. Ein Windrad dreht sich zwischen Kammerberg und Weißling, weitere sind bei Untermarbach sowie zwischen Petershausen und Jetzendorf zu erwarten. Und private kleinere PV-Anlagen förderte die Gemeinde Petershausen ab 2022 erfolgreich mit insgesamt 30.000 Euro, der Topf ist inzwischen wegen der großen Nachfrage aufgebraucht.

Energie
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Da stellt sich allerdings die Frage: Wo kommt unser Strom her, wenn kein Wind weht und die Sonne nicht scheint, also bei einer Dunkelflaute? - Für manche lautet die Antwort immer noch: Dafür brauchen wir wieder Atomkraftwerke, entweder durch Wiederinbetriebnahme der abgeschalteten alten, oder durch den Bau neuer. Aber stimmt das denn?

Im Vergleich zu den rapide gefallenen Preisen erneuerbarer Energien ist Atomenergie heute bei Berücksichtigung der tatsächlich anfallenden Gesamtkosten unglaublich teuer. Es macht deshalb überhaupt keinen Sinn, Windkraft und Solarenergie durch Atomkraft zu ersetzen, selbst wenn man die Sicherheitsrisiken bei Betrieb und Endlagerung in Kauf nähme.

Atomenergie eignet sich aber auch nicht, um Lastspitzen abzufangen, wenn Wind und Sonne kurzzeitig keinen Strom produzieren. Atomkraftwerke können nur eine halbwegs konstante Grundlast erzeugen, eignen sich aber nicht für einen schnell wechselnden Energiebedarf. Dafür sind beispielsweise Gaskraftwerke viel besser geeignet, sei es mit Biogas oder Erdgas.

Selbst wenn wir jetzt neue Atomkraftwerke z.B. als kleine modulare Reaktoren (SMR, small modular reactors) auf der Grundfläche etwa eines Fußballfeldes bauen würden, hätten diese bezüglich der Entsorgung von Atommüll (niemand will den vor der Haustür) genau dieselben Probleme wie bisher übliche große AKWs, abgesehen davon, dass sie frühestens im übernächsten Jahrzehnt fertig würden - viel zu spät für den rasanten Klimawandel, dessen Auswirkungen wir heute weltweit beobachten.

Kurzzeitige Lastspitzen im Stromnetz lassen sich viel besser vermeiden, indem in einem "Smart Grid" intelligent gesteuert wird, wann große Verbraucher laufen (z.B. Wärmepumpen, E-Autos laden), und indem umgekehrt E-Autos die absehbar in den nächsten Stunden nicht zum Fahren benötigte Akkuenergie vorübergehend auch mal ins Netz zurückspeisen. Auch Akkuspeicher (entweder im Haus oder beim Stromversorger) können die Lastkurve entzerren und sind oder werden erschwinglich, lange bevor das bei zukünftigen Wasserstoff-Speichern einmal der Fall sein wird.

Eine weitere Maßnahme, die mancherorts auch heute schon von manchen Versorgern angeboten wird, sind Stromtarife, bei denen man für die Kilowattstunde (kWh) einen geringeren Preis bezahlt, wenn die Stromerzeuger gerade wenig ausgelastet sind. Je nachdem, wann man vom aktuellen Preis erfährt, nennt man dieses System "Day ahead" (einen Tag voraus) oder "Intraday" (am aktuellen Tag). Dafür sind natürlich intelligente Stromzähler nötig - die es immerhin bereits gibt. So wird man belohnt, die Waschmaschine dann laufen zu lassen oder das E-Auto dann zu laden, wenn es im Netz einen Stromüberschuss gibt.

Kurz gesagt: Atomenergie ist für heutige Stromnetze ungeeignet und viel zu teuer. Es gibt längst bessere Konzepte dafür, dass der Strom weiterhin zuverlässig aus der Steckdose kommt. Wer immer noch behauptet, wir bräuchten AKWs, beweist nur seine Inkompetenz.

Von Herwig Feichtinger, 18.04.24


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