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Die Pellets und das CO2
Die Gemeinde Petershausen plant, die in den nächsten Jahren entstehende Rosensiedlung und ihre nähere Umgebung mit einem Fernwärme-Netz zu versorgen. Dazu sollen zwei Wärmepumpen mit je 250 kW und vier Holzpellet-Kessel mit je 350 kW gebaut werden, um für rund 85.000 m² Neubau- und Bestandsfläche eine Wärmeenergie von insgesamt 4700 MWh/Jahr zu erzeugen und über Rohrleitungen zu verteilen.

Es ist zunächst einmal überraschend, dass in dem am 28.02.23 vom Planungsbüro ETA Energieberatung GmbH dem Gemeinderat vorgestellten Konzept das Wort Solarthermie nicht vorkommt. In steilem Winkel oder sogar senkrecht an der Fassade montierte Kollektoren mit ausreichender Fläche wären nicht nur in der Übergangszeit, sondern auch an sonnigen Wintertagen eine preiswerte Möglichkeit, einen größeren Speicher zu erwärmen, um rund um die Uhr warmes Wasser und Heizenergie quasi zum Nulltarif zur Verfügung zu haben.

Wärmepumpen sind natürlich zeitgemäß und heute die effizienteste Möglichkeit, aus möglichst wenig Strom möglichst viel Wärme zu gewinnen. Dabei wären solche mit im Erdreich verlegten Rohren noch besser als die verbreiteten Luftwärmepumpen. Allerdings reichen sie auch dann für typische Warmwasser-Temperaturen von mindestens 50 °C im Winter oft nicht aus; hier müssen dann weit weniger effiziente elektrische Durchlauferhitzer nachhelfen.

Unfall
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Es ist ohnehin schwierig, die nötigen Vorlauf-Temperaturen für die Bestandsbauten der Umgebung und die Neubauten der Rosensiedlung unter einen Hut zu bringen. Die älteren Häuser haben meist noch normale Heizkörper und sind auch nicht so gut gedämmt, so dass eine höhere Temperatur erforderlich ist als in den Neubauten, wo dank Lüftungs-Wärmetauschern auch weniger Energie für die Frischluftzufuhr verloren geht und die Gefahr von Schimmel gebannt wird. Wegen dieser Probleme ist bisher auch noch unklar, wie viele der Bestands-Eigentümer wirklich gewillt sind, sich ans Fernwärmenetz anschließen zu lassen. Zudem wurde die Heizung teilweise erst vor wenigen Jahren erneuert (und dabei von Öl auf Gas umgestellt).

Die Tatsache, dass laut Konzept die Pelletheizung 1400 kW und die Wärmepumpen dagegen nur schlappe 500 kW liefern sollen, zeigt, dass das Vertrauen nur begrenzt ist, mit Wärmepumpen einen Großteil der nötigen Heizenergie zu erzeugen und nur in kurzen Spitzenlast-Phasen mit Holzpellets nachzuhelfen.

Vor allem aber stellt sich die Frage: Wie klimaschonend ist das Verbrennen von Holzpellets trotz BAFA- und KfW-Förderung wirklich? Seitens der Holzindustrie wird oft argumentiert, Holz sei ein nachwachsender Rohstoff, und dasselbe CO2, was bei der Verbrennung entsteht, hätten die Bäume vorher der Luft entzogen. Dabei wird aber vergessen, dass die Verbrennung in viel kürzerer Zeit geschieht, als das vorherige Wachstum dauerte. Viel besser sieht die Bilanz deshalb bei Holzbauten aus, wie etwa beim neuen Kindergarten an der Mitterfeldstraße: Hier wird das Klimagas für mehrere Jahrzehnte in verbautem Holz gebunden.

Hinzu kommt, dass Holzpellets heute trotz entsprechender Verbote oft aus Ländern wie etwa Myanmar, Namibia und Rumänien teils über Drittländer importiert werden, was die Klimabilanz zusätzlich verschlechtert und der Diversität in den Wäldern der Exportländer schadet.

Mehr Heizenergie aus Wärmepumpen, betrieben mit Strom aus Windkraftanlagen in der näheren Umgebung, wäre vielleicht zukunftsweisender gewesen, als Holz zu verbrennen.

Von Herwig Feichtinger, 07.03.23


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