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Zur Situation der Geflüchteten
Am
18.01.23 fand unter der Leitung von Landrat Stefan Löwl ein "Runder Tisch Asyl"
statt. Alle Teilnehmenden betonten die Notwendigkeit zu einem Gespräch mit allen
gesellschaftlichen Akteuren. Die grundsätzliche Position der Helferkreise ist
folgende:
- Es gibt zurzeit in der Tat große Probleme auf kommunaler Ebene: u.a. zu
wenig bezahlbarer Wohnraum, zu wenig Kita-Plätze, fehlende Lehrkräfte, zu wenig
Ärzte. Diese Probleme bestehen seit vielen Jahren, teils seit Jahrzehnten. Die
wieder steigende Anzahl von Geflüchteten ist dafür nicht ursächlich.
- Die Verringerung der Anzahl der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer bei
erneut steigender Anzahl an Geflüchteten verschärft nun die Probleme.
- Deutschland ist zu Recht stolz auf seine "Willkommenskultur". Diese gilt es
auch weiterhin zu leben und zu verteidigen.
- Die Aufnahme der Geflüchteten aus der Ukraine stellt eine besondere
Situation dar. Jedoch haben auch Geflüchtete aus Staaten wie Syrien,
Afghanistan, Jemen etc. das Recht, in Deutschland einen Asylantrag zu stellen.
Es ist inhuman, die Außengrenzen zu schließen, um die Anzahl der Geflüchteten
zu verringern.
- Deutschland braucht Einwanderung. Und dies gilt nicht nur für Fachkräfte,
sondern auch für viele andere Tätigkeiten. Die Lösung der Probleme kann nicht
sein, den Geflüchteten den Zutritt zu verbieten. Sowohl die Politik als auch
die Gesellschaft muss alles dafür tun, sie strukturell und sozial bestmöglich
zu integrieren und sie im Hinblick auf den Fachkräftemangel und die
Überalterung in unserem Land als Chance zu nutzen.
- Die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer haben über Jahre hinweg viele
Aufgaben übernommen, die von den staatlichen und/oder kommunalen Ebenen hätten
ausgeübt werden müssen. Abgesehen davon, dass dies aufgrund der wenigen
Ehrenamtlichen nicht mehr möglich ist, kann ehrenamtliche Arbeit immer nur eine
Ergänzung zum Hauptamt sein.
Daraus leiten sich aus unserer Sicht insbesondere folgende Forderungen ab,
die sich an alle politischen Ebenen (Kommune, Regierungsbezirk, Land und Bund)
richten. Dabei setzen wir allerdings andere Akzente als die Kommunalpolitiker im
Landkreis Dachau und der Landrat.
- Der Bund muss sich für eine gemeinsame europäische Asylpolitik einsetzen.
Um die Wohnungsnot zu verringern, muss der soziale Wohnungsbau erheblich
gesteigert werden.
- Das Fachpersonal in Kita, Schule und Hort muss aufgestockt werden. In den
Kommunen fehlen Integrationskonzepte und ein entsprechendes Management.
- Kommunen sollten mehr Migrationsbeauftragte einstellen oder benennen, die
für Migrantinnen und Migranten als Anlaufstellen fungieren, damit auch die
nachlassende ehrenamtliche Unterstützung kompensiert werden kann.
- Damit vor Ort die Integration besser gelingt, müssen Verfahren weitgehend
entbürokratisiert werden. Antragsformulare und Bescheide sollten sich auf das
Wesentliche beschränken und in leichter Sprache verfasst werden.
- Die Betreuung in den Gemeinschafts- und dezentralen Unterkünften sollte mit
den dort tätigen Kümmerern auf die Unterstützung der untergebrachten Menschen
ausgerichtet werden und nicht auf Hausmeisteraufgaben reduziert werden.
- Die Stellen für die Flüchtlings- und Integrationsberatung müssen erneut
aufgestockt sowie Stellen in der Flüchtlingsbetreuung vor Ort geschaffen
werden. Die Beratungstätigkeit der Flüchtlings- und Integrationsberatung sollte
schwerpunktmäßig in die Asylunterkünfte verlegt werden.
- Die Kirchen sind aufgefordert, sich noch stärker bei der Integration von
Geflüchteten zu beteiligen und bei ihren Mitgliedern nachdrücklich und
beständig für eine Willkommenskultur zu werben. Der Besuch der
Berufsintegrationsklassen soll nicht durch Altersbeschränkungen eingeschränkt
werden.
- Geflüchtete, die Arbeit finden, müssen arbeiten dürfen. Dies schont die
Sozialkassen, erhöht die Chancen auf eine eigene Wohnung und fördert die
Integration.
- Jobcenter und Agentur für Arbeit sollten ihre Arbeitsvermittlungsaufgaben
intensivieren.
- Arbeitgeber werden aufgefordert, für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Wohnungen zur Verfügung zu stellen.
Die Sprecher der Helferkreise Asyl im Landkreis Dachau, 01.02.22: Peter
Barth, Max Eckardt, Dr. Joachim Jacob, Peter Johannsen-Klug, Nanette Nadolski,
Daniela Obert
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