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Präsenz-Gottesdienst mit Musik
Vor zwei Tagen stieß ich hier auf Peters­hausen mobil auf die Ankündigung eines musikali­schen Karfreitags-Gottesdienstes in der evangelischen Segenskirche am 02.04.21 um 11:00. Ich dachte zunächst, es müsse sich irgendwie um einen Fehler handeln. Die Ankündigung liest sich nämlich nicht wie die eines Gottesdienstes, sondern eher wie eine Konzertan­kündigung für das bekannte und hochgeschätzte Eugen-Tluck-Ensemble. Auch die zur Aufführung kommenden Stücke wurden genannt (Auszüge aus der Matthäus-Passion von Johann Sebastian Bach sowie Werke von Edward Elgar und Benjamin Godard). Die Kultur­förderkreis-Vorsitzende Barbara Blickle wird mit den Worten zitiert, "Musik und Kunst (sei) Heilung und Trost für die Seele zugleich - und damit umso wichtiger in der jetzigen Zeit".

Wie sich herausstellte, basiert die Meldung auf Petershausen mobil auf einer Rundmail, die von Barbara Blickle am 28.03.21 an die Mitglieder und Freunde des Kulturförderkreises verschickt wurde. In dieser E-Mail werden die "lieben Kulturfreunde" mit den oben genannten Details auf die bevorstehende Veranstaltung hinge­wiesen: "Jeder ist herzlich eingeladen!" Eine Voranmeldung sei nicht notwendig, da es sich ja um einen Gottesdienst handele - natürlich mit dem entsprechenden Hygienekonzept. Die Rundmail schließt mit dem Satz: "Wir freuen uns sehr, Sie bei dieser Gelegenheit wiedersehen zu dürfen!"

Da ich angesichts einer 7-Tages-Inzidenz des Corona-Virus von über 200 im Landkreis immer noch davon ausging, dass die Meldung zwar noch auf Petershausen mobil stehe, die Veranstaltung in dieser Form aber wahrscheinlich schon abgesagt sei, nahm ich telefonisch Kontakt mit Barbara Blickle auf. Es stellte sich aber heraus, dass die Veranstaltung genau so geplant ist und die von mir vorgetragenen Bedenken auf keinerlei Verständnis stießen. Ich möchte deshalb hier kurz begründen, warum ich das für problematisch halte.

Theater, Konzert, Kabarett, Vereins-Veran­staltungen, Stammtische, Treffen mit Freunden - all das kann seit vielen Monaten nicht oder nur sehr eingeschränkt stattfinden. Dass in den Kirchen überhaupt Gottesdienste in Präsenz stattfinden können, ist ein großes Privileg, das die im Grundgesetz garantierte ungestörte Religions­ausübung gewährleisten soll. Mit diesem Privileg sollte aber vor allem in der aktuellen Situation verantwortungsvoll umgegangen werden. Die Kirche als gesell­schaftliche Institution hat hier eine Vorbild­funktion nicht nur für gläubige Menschen.

In der Ministerpräsidenten­konferenz am 22.03.21 wurde an die Kirchen die Bitte heran­getragen, an den Osterfeier­tagen auf Präsenz­gottesdienste zu verzichten. Diese Bitte wurde aufgrund von sofortigem Widerstand und Protest wieder zurückgenommen. Viele Kirchen­gemeinden beider Konfessionen machen trotzdem - ganz oder teilweise - Online-Angebote. Die Oster­gottes­dienste der katholischen Kirche Petershausen und vieler anderer Kirchen im Landkreis Dachau kann man nur nach Voranmeldung besuchen. Bei vielen Verantwortlichen ist ein großes Bemühen zu spüren, einerseits den Bedürfnissen der Gläubigen an diesen wichtigen kirchlichen Feiertagen gerecht zu werden, andererseits in einer besonders schwierigen Phase der Corona-Pandemie keine zusätzlichen Risiken einzugehen.

Die Ankündigung des musikalischen Kar­freitags-Gottesdienstes in der evangelischen Segenskirche macht jedoch eher den Eindruck, hier solle versucht werden, die Möglichkeiten, die mit der Durchführung von Präsenz-Gottesdiensten verbunden sind, kreativ zu nutzen, um zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Ein besonders schöner Gottesdienst für die gläubigen evangelischen Christen und ein kulturelles Angebot für die Mitglieder und Freunde des Kulturförderkreises. Dass die hochkarätige musikalische Gestaltung des Gottesdienstes weder auf der Homepage der Segenskirche erwähnt wird noch in den Ankündigungen der Zeitungen, sondern nur per E-Mail "beworben" wird, bestätigt diesen Eindruck.

Von Brigitte Burger, 01.04.21 


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