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Maskenpflicht
Kürzlich fuhr ich an einem Sonntag mittags mit der S2 aus Petershausen nach
München. Sie fuhr wegen Arbeiten an der Stammstrecke wieder mal nicht wie im
normalen Fahrplan, sondern alle 30 Minuten - kein Problem, der
Online-Fahrplan ist minutengenau und aktuell. Und
die Züge werden dreimal täglich desinfiziert.
Seit 27.04.20 gilt im Zusammenhang mit der Corona-Krise eine Maskenpflicht in Bussen und Bahnen, an überdachten Haltestellen sowie in Bahnhöfen und Kundenzentren. Diese Pflicht wird von den Fahrgästen sehr unterschiedlich interpretiert und umgesetzt, wie schon bei der Abfahrt auffällt: Einige setzen die Mund-Nasen-Bedeckung erst auf, nachdem sie im Zug sitzen - nun gut. Jedenfalls spürt man ohne Maske oft den Atem des Nachbarn.
Die S2 war auch nach dem Halt in Dachau nicht sehr voll, man konnte allein in einem Vierer-Abteil sitzen und so den Mindestabstand zu anderen von 1,5 Metern ohne Probleme einhalten. (Das ist im Berufsverkehr wohl anders, von Betriebsstörungen und Verspätungen ganz zu schweigen.)
In Höhe des Halts Obermenzing zeigten sich zwei junge Leute mit Skateboard verwundert, warum die S2 nun direkt ohne Halt zum Hauptbahnhof fährt. Die Durchsagen am Bahnhof und im Zug hatten sie wohl überhört und die Hinweisplakate übersehen, aber immerhin trugen sie beide eine Bedeckung über Mund und Nase. Sie mussten vom Hauptbahnhof dann per Bus Richtung Laim zurückfahren.
Später stieg eine Dame mit Krückstock zu. Da es schwierig ist, mit einer Hand die Maske an den Ohren zu befestigen, zog sie diese erst an, als sie schon saß - aber immerhin.
Beim Umsteigen in die auch nicht überfüllte Tram 18 am Hauptbahnhof-Süd trug ein etwas ungepflegt aussehender älterer Herr eine Maske unterm Kinn, was wohl nicht ganz deren Bestimmungszweck entsprach und die Wirksamkeit auf Null reduziert. Auf den entsprechenden Hinweis eines anderen Fahrgasts reagierte er nur mit unwilligem Gemurmel.
Ein anderer hatte in der Tram überhaupt keine Maske dabei. Böse Blicke anderer beantwortete er mit einem Gesichtsausdruck, der wohl sagen sollte "Ihr glaubt ja wohl alles".
Ähnlich verhielt sich ein Fahrgast mit Rollator bei der Rückfahrt mit der S2 nach Petershausen. Er zog die Maske zum Kinn herunter - immerhin hatte er eine dabei - und begann, aus einem Karton Weißwein zu trinken. Dabei murmelte er so etwa "Wie blöd seid ihr denn". Zwei andere hatten etwas zu essen mitgebracht und baten mit ihren Blicken um Verständnis, dass ein Verzehr nun mal nur mit heruntergezogener Maske möglich ist.
Bringen die Masken überhaupt etwas im ÖPNV? Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Denn es halten sich bei weitem nicht alle Fahrgäste an die Pflicht zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung. Man kann nur hoffen, dass von diesen keiner infiziert ist. Aber merken tut man das wohl erst ein paar Tage später, und dann die Kontaktpersonen zu ermitteln, ist aussichtslos.
Von Herwig Feichtinger, 25.05.20
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