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Was brauchen Asylbewerber?
Auf einer Informationsveranstaltung in Petershausen am 05.05.15 erzählten Christine Torghele-Rüf von der Caritas und Herbert Grieser vom BRK-Kleiderladen Dachau von ihren Erfahrungen, welche Hilfestellungen Asylbewerber tatsächlich brauchen, nachdem sie in Deutschland angekommen sind.

AsylbewerberBürgermeister Marcel Fath machte zunächst deutlich, dass etwa die Hälfte der Bewerber nach einigen Monaten absehbar wieder nach Hause geschickt werden wird: Viele kommen aus so genannten sicheren Drittstaaten und werden deshalb nicht als politisch Verfolgte, sondern als Wirtschaftsflüchtlinge betrachtet. Geldspenden an die Gemeinde seien problematisch, denn Kommunen dürften nicht einfach Geld annehmen und verteilen; hierfür seien Vereine oder auch Kirchen geeigneter. Unklar ist im Vorhinein auch, welche Personengruppen überhaupt kommen werden - Alleinstehende, Familien, Kinder.

Christine Torghele-Rüf stellte klar, dass die Asylsuchenden in ihren Wohn-Containern vom Landratsamt nicht nur mit Möbeln, sondern auch mit einer zum Leben nötigen Grundausstattung versorgt würden, wie man sie zum Kochen und Schlafen benötigt, also Kochgeschirr, Elektrogeräte und Bettwäsche - allerdings alles nur ganz einfach: Es fehlen weitere Kochtöpfe, Teller, Besteck und Bettwäsche zum Wechseln. Außerdem werden Turnschuhe, Halbschuhe, (einwandfreie) Kleidung auch für Kinder und Jugendliche benötigt. Vor allem aber seien Fahrräder in jeder Größe stets willkommen; deren Reparatur durch die Container-Bewohner ist durchaus möglich, erfordert aber eine Anleitung und auch passendes Werkzeug. Auch das Vermitteln der Verkehrsregeln in Deutschland ist in diesem Zusammenhang nötig.

Herbert Grieser empfahl, Kleidung vor der Verteilung nach Größen sortiert auf Kleiderbügel zu hängen. Es sollte keine Selbstbedienung wie an Kaufhaus-Wühltischen stattfinden. Für das Aufhängen der Bügel eigneten sich beispielsweise Wasserrohre. Nicht hilfreich sei Kleidung mit defekten Reißverschlüssen oder sonstigen Mängeln. Das BRK-Lager Dachau würde bei Bedarf gern Kleiderbügel, aber auch Kinderwägen und Kinder-Tragetaschen abgeben.

Die bei den meisten Asylsuchenden mangelnden deutschen Sprachkenntnisse stellen eine große Herausforderung dar. Nur etwa jeder Zehnte spricht ein wenig Deutsch. Einige beherrschen Englisch, Französisch oder Italienisch mehr oder weniger gut, viele aber auch nur die Sprache ihres Herkunftslandes, z.B. Arabisch. Deutschkurse durch qualifizierte Lehrer sind deshalb unabdingbar, um ein Zurechtfinden im Ort zu ermöglichen. Bis dahin ist eine Begleitung z.B. zu Ärzten durch Einheimische erforderlich.

Womit wir schon beim nächsten Problem wären: Die Kapazitäten von Allgemeinärzten in Petershausen werden u.a. durch die gerade im Bau befindliche Demenz-Klinik (Danuvius-Haus) absehbar noch stärker ausgelastet, der Landkreis hat über die Vergabe weiterer Arzt-Zulassungen zu entscheiden. Zum Besuch von Fachärzten ist ohnehin fast immer eine Fahrt in die Kreisstadt Dachau erforderlich, die zumindest anfänglich kaum ohne Begleitung möglich sein wird.

Viele Asylbewerber verfügen immerhin bereits über ein Smartphone, mit dem sie nicht nur mit ihrer Heimat und Verwandten telefonieren können, sondern das sie auch für E-Mails, SMS-Nachrichten und als Internet-Zugang benutzen. Weil die Tarife bei den dafür überwiegend benutzten Prepaid-Karten relativ hoch sind, wäre ein WLAN-Zugang (WiFi) vor Ort wünschenswert, wirft aber noch eine Reihe rechtlicher Fragen auf, z.B. Störerhaftung bei Missbrauch, weshalb die Gemeinde sich dabei heraushalten und die nötige Infrastruktur in private Hände legen möchte. Ein DSL-Router scheidet am Heimweg mangels Kabelanbindung leider aus, LTE/UMTS wäre die in Frage kommende Alternative.

Ein Helferkreis aus derzeit etwa 45 Personen hat sich bereits in Petershausen etabliert, der sich in vier Arbeitsgruppen gliedert: 1. Sachspenden, 2. Sprache und Bildung, 3. Begleitung, Patenschaften und Internet, 4. Vereine und kreative Angebote. Damit sind gute Voraussetzungen geschaffen, um den Asylbewerbern bald nach ihrer Ankunft ein würdiges Leben am Ort zu ermöglichen und sie bei der Integration in einem für sie fremden Land zu unterstützen.

Von Herwig Feichtinger, 07.05.15


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